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Therapie im Denkmal

Sonntags Zeitung | 20.03.2022

Rehabilitationszentrum Thomas Hildebrand sagt, wie er und sein Team in der Urania-Sternwarte in Zürich atmosphärische Räume für Menschen mit Einschränkungen gebaut haben.

Herr Hildebrand, worin liegt das Besondere an dieser Bauaufgabe?

Unsere Bauherrin Nilofar Niazi, die Gründerin von Nextherapy, hatte eine klare Vision für das Neuro-Rehabilitationszentrum: Menschen mit körperlicher und geistiger Behinderung sollen nicht am Rande, sondern mitten in der Stadt in den schönsten Räumen therapiert werden. Dieser inklusive Ansatz, der das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellt, war der Ausgangspunkt für unser Projekt. Daraus entstand die Herausforderung, die tonnenschweren Roboter in den Obergeschossen des denkmalgeschützten Gebäudes zu platzieren, die vielen technischen und therapeutischen Aspekte zu beachten und gleichzeitig eine leichte und offene Atmosphäre zu schaffen.

Welche Inspiration liegt dem Projekt zugrunde?

Die Geschichte der Bauherrin und ihres Sohnes bewegte sie dazu, die Rehabilitation von Menschen mit neuronalen Einschränkungen neu zu denken. Sie versteht die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer: Die Räumlichkeiten sollen für alle zugänglich sein. Die Behandlung muss sich gut in den Alltag integrieren lassen. Dieser Ansatz ist toll und war eine grosse Inspiration für unsere Arbeit. Die Klinik steht in einem direkten Dialog mit der Gesellschaft und erhält Akzeptanz und Wertschätzung. Gut gestaltete, helle und grosszügige Räume bieten nun geistig und körperlich behinderten Menschen ein einladendes und integratives Umfeld. Die Patientinnen und Patienten trainieren dort Seite an Seite mit Menschen ohne Beeinträchtigung.

Wie hat der Ort mit dem denkmalgeschützten Gebäude auf den Entwurf eingewirkt?

Jeder in Zürich kennt die Sternwarte, einen Ort von grossem historischem Wert. Das denkmalgeschützte Gebäude hat eine massive und robuste Struktur, welche viele Aus- und Einblicke zulässt. Die grossen Fenster rahmen die Blicke auf die Altstadt und das Geschehen im Zentrum. Die Wahrnehmung des Innenraums ist stark vom Bezug nach aussen geprägt. Der robuste Bestand gibt den räumlichen Charakter vor.

Wie gliedert sich das Gebäude in die Reihe der bestehenden Bauten Ihres Büros ein?

Ein zunehmender Teil unserer Arbeit ist die Auseinandersetzung mit unserem kulturellen Erbe in Verbindung mit zeitgemässen Nutzungen. In diesem Zusammenhang beschäftigen wir uns immer öfter mit der Umgestaltung von Bauten, die unter Denkmalschutz stehen. Im Bestand zu bauen bedeutet, genau hinzuschauen, zu sehen, eine Geschichte zu lesen und diese weiterzustricken. Ein behutsamer Umgang mit dem Bestehenden und ein gezielter Einsatz von Materialien ist für uns dabei essenziell. Dabei sind wir auf gute Handwerksbetriebe angewiesen, die unsere Ideen aufnehmen können und sie in der Umsetzung einen Schritt weiterdenken.

Zahlen und Fakten

Bauwerk: Nextherapy Neuro Rehab Center
Standort: Uraniastrasse 9, 8001 Zürich
Nutzung: Neuro-/Physiotherapie und Rehaklinik
Auftragsart: Direktauftrag
Bauherrschaft: Nextherapy AG
Architektur: Hildebrand, Zürich; Verena Jehle, Thomas Hildebrand, Daniel Sasama und Alois Merkt
Massgeblich beteiligte Unternehmer: Schreiner und Schlosser: Stahl- & Traumfabrik AG, Schlieren
Jahr der Fertigstellung: 2021