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Ein Holzbau für 800 Personen

Solothurn Zeitung | 17.05.2025

Raphael Karpf

In Solothurn ist ein zentraler Verwaltungsneubau geplant. Das Projekt nimmt Formen an. Solothurn ist nicht nur Kantonshauptstadt, sondern auch ein zentraler Ort für die kantonale Verwaltung. Alle fünf Regierungsrätinnen und Regierungsräte arbeiten in Solothurn, zudem 1800 der rund 2500 Kantonsangestellten. 

So zentral die Verwaltung also eigentlich angesiedelt wäre, so verzettelt sind die einzelnen Ämter in der Stadt. In 27 verschiedenen Liegenschaften sind sie untergebracht, für 14 davon bezahlt der Kanton Miete. Dabei verfolgt der Kanton eigentlich die Strategie «Eigentum vor Miete». Die Idee: Um Mietkosten zu sparen, sollen möglichst viele Angestellte in kantonseigenen Gebäuden arbeiten. 

Dazu ein paar Zahlen: Zuletzt stand ein zentraler Verwaltungsneubau in den 1980er-Jahren im Raum, wurde allerdings an der Urne abgelehnt. Seither summierten sich die Mietkosten für den Kanton auf über 200 Millionen Franken. Aktuell bezahlt der Kanton 6,5 Millionen Franken Miete pro Jahr in der Stadt Solothurn.

Ein neuer Anlauf nach 45 Jahren

Das alles soll sich ändern. Nach 45 Jahren unternimmt der Kanton einen neuen Anlauf für ein zentrales Verwaltungsgebäude. Nördlich vom Rötihof, welcher heute vom Bau- und Justizdepartement genutzt wird, ist entlang der Werkhofstrasse ein grosser Erweiterungsbau geplant. Zwei kantonseigene Gebäude, die aktuell dort stehen, sollen dafür abgerissen werden. 

Vor einem Jahr lancierte der Kanton einen Architekturwettbewerb, diesen Freitag nun stellten Baudirektorin Sandra Kolly und Kantonsbaumeister Guido Keune das Siegerprojekt vor. 

In die Kränze kommt das Projekt «dŭrōn» des Zürcher Architekturbüros Hildebrand Studios AG. Das Projekt sieht einen viergeschossigen Holzskelettbau vor, bestehendend aus zwei Trakten, verbunden durch einen zentralen Lichthof. 

Eine «Dienstleistungs-Mall» ist geplant 

Als Vorgabe gab der Kanton mit, dass sich die Architekturbüros an der Idee einer Shopping-Mall orientieren sollten. Während ein Einkaufszentrum verschiedene Läden hat, beherbergt der Verwaltungsneubau unterschiedliche Amtsstellen mit verschiedenen Dienstleistungen und Kulturen. Und doch haben sie eines gemeinsam, sie bilden die Verwaltung des Kantons. 

Es gebe also durchaus Parallelen zu einer Shopping-Mall, so Kantonsbaumeister Guido Keune. «Auch wenn hier keine Rolexuhren oder Gucci-Taschen, sondern IDs, Pässe oder Verfügungen ausgestellt werden.» 

Das Siegerprojekt setze nun den Gedanken der «Dienstleistungs-Mall» am prägnantesten um, so Keune. Der Lichthof wird zum Aufenthaltsbereich, von wo aus sämtliche Schalterzonen zugänglich sind. In den oberen Stockwerken sind dann Büroräume geplant. Keune: «Es entsteht das Bild eines einladenden, ausdrucksstarken Gebäudes.» 

Die Geschossfläche beträgt fast 38’000 Quadratmeter, wobei etwas mehr als die Hälfte unterirdisch realisiert werden soll. Für ein Parkhaus sowie für das Staatsarchiv. Auch dieses soll also in den Rötihof gezügelt werden, nachdem klar wurde, dass es nicht im Kapuzinerkloster untergebracht werden darf.

Ein prägnanter Baum wird erhalten

Ein wichtiges Kriterium für den Bau war unter anderem die Nachhaltigkeit. Nicht nur ein ökonomischer, sondern auch ein ökologischer und energetischer Leuchtturm solle das Gebäude werden, so Baudirektorin Kolly. Die geltenden Energie-Standards könnten gut erfüllt werden, ist im Projektbericht nachzulesen. Geplant sind eine Erdwärmesonde, die Nutzung von Regenwasser für die Bewässerung, Spülung und Reinigung, auf dem Dach soll zudem eine 1000 Quadratmeter grosse Solaranlage installiert werden. 

Und während für den Bau diverse Bäume gefällt (und anschliessend neue gepflanzt) werden müssten: Ein ganz prägnanter Baum, eine riesige Blutbuche, soll erhalten bleiben, das Gebäude wird extra darum herumgebaut.

Viele Details noch ungeklärt

Obwohl das Siegerprojekt nun feststeht: Allzu viel Konkretes lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt noch gar nicht sagen. Etwa, was alles im Gebäude dereinst untergebracht werden soll. Oder wie viel das Ganze überhaupt kosten soll. Weniger als 200 Millionen Franken war die einzige konkrete Aussage, die gemacht werden konnte. 

Denn zuerst überprüft der Kanton das Potenzial der kantonseigenen Liegenschaften. Gibt es dort, mit Homeoffice und geteilten Arbeitsplätzen, allenfalls noch Verdichtungspotenzial? Erst wenn dies geklärt ist, wird das Projekt vom Kanton weiter vorangetrieben. Dann soll auch klar sein, wie viele Arbeitsplätze effektiv im neuen Rötihof geschaffen werden sollen. 

Die Rede ist aktuell von 800 Arbeitsplätzen und rund 30 Amtsstellen, die in den Rötihof gezügelt werden sollen. Sämtliche Mietliegenschaften in Solothurn sowie das Staatsarchiv sollen aufgegeben werden, mit einer Ausnahme: Die Kantonspolizei soll weiterhin in der Mietliegenschaft Schanzmühle bleiben. In frühstens etwa drei Jahren könnte das konkretisierte Projekt vors Volk kommen, im schnellsten Fall wäre mit einem Bezug in rund etwa zehn Jahren zu rechnen. 

Das Siegerprojekt sowie alle anderen Wettbewerbsprojekte sind vom 17. bis 21. Mai jeweils von 15 bis 19 Uhr im Palais Besenval in Solothurn öffentlich ausgestellt.